Auf Vasenjagd in Italien – Friedrich Maler (1799-1875) und die Gründung der Karlsruher Antikensammlung
Referent/in: | Dr. Susanne Erbelding M.A., Karlsruhe |
Zeit: | 19 Uhr |
Ort: | Im Saal des Pfarrzentrums in Ubstadt, Weiherer Straße 3 |
Eintritt: | 4 €, Schüler & Studenten 2 € |
Veranstalter: | Freundeskreis Römermuseum Stettfeld |
Im Herbst 1838 erreichte die Residenzstadt des Großherzogtums Baden ein Transport von sechzehn sorgfältig verpackten Kisten aus Neapel. Diese enthielten ca. 400 antike Vasen aus Unteritalien und Sizilien. Diese „Antiquitäten“ waren „für die Großherzogliche Gallerie dahier bestimmt“ kommentierte in den Regierungsakten der badische Außenminister Friedrich von Blittersdorf (1792-1861) dieses Gründungsereignis der staatlichen Antikensammlung Karlsruhes. Das erwähnte Museum war die auf Initiative des kunstliebenden Großherzogs Leopold (1790–1852) vom badischen Landtag am 18. Juli 1837 gesetzlich beschlossene Karlsruher Kunsthalle, deren Bau der Weinbrenner-Schüler Bau Heinrich Hübsch (1795-1863) umgehend in Angriff genommen hatte. Gleichzeitig hatte das Parlament einen Etat zur Anschaffung von neuen Kunstwerken beschlossen, der u. a. in eine am bislang nicht existierende Sammlung antiker Vasen zu investieren sei. Seit William Hamiltons (1730–1803) passionierter Sammel- und Publikationstätigkeit, seit Johann Joachim (1717-1768) Winckelmanns Neubewertung der antiken Keramiken als Werke griechischen Kunstschaffens, war Europa der Vasomanie, der Begeisterung für die Schönheit antiker Vasen, erlegen: Das Genre durfte in keiner namhaften Kollektion fehlen. In Baden ging die ausschlaggebende Anregung für eine Akquisition antiker Vasen auf dessen Diplomat in Rom, den am Heiligen Stuhl als großherzoglicher Geschäftsträger akkreditierten Friedrich Maler (1799–1875) zurück. Der studierte Architekt und Kunstliebhaber verkehrte in der Ewigen Stadt mit Künstlern und Intellektuellen, darunter den Altertumswissenschaftlern, die 1829 das Instituto di Corrispondenza Archeologica, das heutige Deutsche Archäologischen Institut, ins Leben gerufen hatten. Daher verfügte er über für die damalige Zeit seltene archäologische Fachkenntnisse – die Archäologie als Wissenschaftsdisziplin war gerade erst im Entstehen begriffen. Als er den offiziellen Auftrag erhielt, für seine Heimatstadt in Italien antike Gefäße zu erwerben, wusste er daher genau, wohin er sich auf Vasenjagd zu begeben hatte: ins Königreich beider Sizilien, wo spektakuläre Vasenfunde seit Jahrzehnten Furore machten. Zwischen Herbst 1837 und Sommer 1838 recherchierte er zu diesem Zweck in Neapel und bereiste die Provinzen des bourbonischen Königreichs. Das Unterfangen, das, wie er der Regierung in einem Gesandtschaftsbericht mitteilte, ihm „unsägliche Mühe und Sorgen“ sowie „manche schlaflose Nacht“ bereitete, war ein – wie selbst der gestrenge Blittersdorf, Malers Vorgesetzter, zugeben musste, „ebenso schwieriges als langwieriges Geschäft“. Nicht wenige Probleme, Widrigkeiten, ja Abenteuer musste der badische Diplomat bewältigen, bevor er seine Mission mit Bravour zu „HöchstIhrer“ – des Großherzogs – „Zufriedenheit und Anerkennung“ erledigte, so dass er zur Gründungsfigur der staatlichen Antikensammlung Karlsruhes wurde. Diese verdankt ihr internationales Renommee nicht zuletzt dem von Friedrich Maler ihm im 19. Jahrhundert zusammengetragenen Vasenbestand, dem bis heute bedeutenden Herzstück einer der ältesten staatlichen Antikenkollektionen in Deutschland.
