Stettfelder Abendvorträge 2002
Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte über Veranstaltungen des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld aus 2002.
Jahresausflug am 13.10.2002
Mehr als vierzig Römerfreunde waren auch bei diesem Ausflug ins Saarland wie schon so oft vorher mit dem Wettergott im Bunde: Bei der Abfahrt des Busses hat es zwar geregnet, doch klarte es rechtzeitig auf zu unserem traditionellen Open-Air-Frühstück und den Besichtigungen zunächst der rekonstruierten villa rustica in Borg und anschließend des berühmten Mosaikfußbodens von Nennig, beides Ortsteile von Perl an der Mosel.
Die villa rustica (römischer Gutshof) in Borg ist zwar schon seit hundert Jahren bekannt, doch wurde das Haupthaus erst im Jahre 2001 nach intensiver Auswertung aller Grabungsbefunde mit öffentlichen Mitteln oberirdisch komplett rekonstruiert und um einen typisch römischen Nutz- und Ziergarten ergänzt. Dieses einzigartige Zeugnis des antiken Landlebens mit einer eindrucksvollen Badeanlage und allen Segnungen der römischen Zivilisation war allein schon eine Busreise wert.
Doch es sollte nach dem Mittagessen in einem gutbürgerlichen Landgasthof noch eine Steigerung geben. In Nennig war inmitten der Reste einer offensichtlich sehr großzügig angelegten villa rustica oder möglicherweise des Landsitzes eines hohen kaiserlichen Würdenträgers aus Trier den größten, schönsten und am besten erhaltenen Mosaikfußboden nördlich der Alpen zu bewundern. Auf sage und schreibe 160 m² werden mit großer Präzision aber auch künstlerischer Einfühlsamkeit Szenen aus dem Gladiatorenleben dargestellt, die von einer Empore rund um den Fußboden bequem von allen Seiten betrachtet und bewundert werden können.
Alle Ausflügler waren sich darin einig: Sowohl die Auswahl der Ziele als auch die Organisation der Reise waren rundum gelungen. Emanuel Schupik, unserem bewährten Reiseleiter, und dem Ehepaar Hemberger, die das Open-Air-Frühstück ausrichteten, gebührt dafür unser aller Dank.
Römische Ausgrabungen in Walldorf
Eine kleine Gruppe interessierter Römerfreunde konnte am Dienstag, dem 22.10.2002 bei strahlendem Sonnenschein die Überreste einer römischen Anlage in Walldorf besichtigen.
Aus Anlass umfangreicher Straßenbaumaßnahmen im Gewerbegebiet von Walldorf stieß man – bereits vermutet – auf Reste von Grundmauern einer römischen Anlage, die anscheinend als großes Zentrallager mit umfangreichen Kornspeichern und –darren der großräumigen Versorgung der kaiserlichen Verwaltung diente.
Frau Dr. Britta Rabold vom Landesdenkmalamt Karlsruhe informierte eindrucksvoll und kompetent über die bei den anschließenden Notgrabungen gewonnenen Erkenntnisse. Dabei wurde deutlich, dass die römische Anlage seit Jahrhunderten bekannt ist und ausgiebig als Steinbruch genutzt wurde. Selbst größte Steinquader wurden – vielleicht für den Bau des Speierer Doms – ausgegraben und abtransportiert. Die freigelegten Grundmauern finden sich verstreut auf einer Grundfläche von ca. 4ha. Durch die wissenschaftliche Auswertung der Reste wurde zudem festgestellt, dass ab ca. 100 n. Chr. sogar zweimal gebaut wurde: die erste Anlage des Haupthauses in Fachwerkausführung wurde bei der anschließenden Steinbebauung einfach umgelegt und als Basis benutzt. Die jüngere Bebauung verläuft im Winkel von ca. 45° zum Vorgänger. Durch die schlichte Überbauung der alten Anlage konnten unter dem „Neubau“ sogar noch die Wandbemalungen des ersten Baus sichergestellt werden.
Ein Teil der Gesamtanlage wird noch im Bereich eines Naturschutzgebietes vermutet. Hier sollen später durch geophysikalische zerstörungsfreie Prospektion weitere Erkenntnisse gewonnen werden.
Die Anlagen müssen nach der Kartierung wieder zugeschüttet werden. Die Stadt Walldorf wird die Dokumentation des Landesdenkmalamtes gemeinsam mit einzelnen Fundstücken im örtlichen Heimatmuseum präsentieren.