Stettfelder Abendvorträge 2016

Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge 2016.

Die civitas der Neckarsueben – eine römische Gebietskörperschaft am unteren Neckar und ihre Geschichte

Am 12.01.2016 referierte Prof. Christian Witschel aus Heidelberg beim Freundeskreis Römermuseum Stettfeld über die sog. Civitas der Neckarsueben, eine römische Gebietskörperschaft am unteren Neckar. Der vorzüglich gegliederte und von zahlreichen aussagekräftigen Lichtbildern begleitete Vortrag behandelte die Geschichte des unteren Neckarraumes unter römischer Herrschaft, d.h. die Zeit vom ausgehenden 1. Jh. v. Chr. bis zum späten 3. Jh. n. Chr. Thematisiert wurden dabei u.a. die Ansiedlung der germanischen Neckarsueben in diesem Gebiet; die militärische Inbesitznahme durch Rom; die Problematik der ‚Romanisierung‘; die Einrichtung einer eigenständigen civitas und der Ausbau von Lopodunum (Ladenburg) als städtisches Zentrum; die Unterzentren (vici) wie Heidelberg und die ländliche Besiedlung; die Bevölkerungsstruktur und gesellschaftliche Ordnung in der civitas sowie das religiöse Leben. Ausführlich eingegangen wurde auch auf die turbulenten Ereignisse während des 3. Jhs. n. Chr., als die Region unter den zunehmenden Druck der Alamannen geriet; und schließlich auf die Folgen des sog. „Limesfalles“. 50 begeisterte Zuhörer dankten dem Referenten für seine hervorragenden und verständlichen Ausführungen und freuten sich auf eine in Aussicht gestellte Fortsetzung zum Thema, ob und wie es nach dem Abzug der Römer im Bereich der ehemaligen civitas weiterging.

Lebenslustige Genussmenschen vs. Militärmacht - Die Etrusker und Rom

Einen hervorragenden Überblick auf dem neuesten Forschungsstand über das in mancher Hinsicht noch „geheimnisvolle“ Volk der Etrusker erhielten knapp 70 begeisterte Besucher am 01.02.2016 bei einer Gemeinschaftsveranstaltung des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld und des Bildungswerks der Seelsorgeeinheit Ubstadt-Weiher. Frau M.A. Susanne Erbelding vom Landesmuseum Karlsruhe berichtete in einem reichbebilderten Vortrag über alle wesentlichen Gesichtspunkte der Etrusker, deren Siedlungsgebiet ab dem 4. Jh. v. Chr. von den Römern militärisch annektiert wurde. Den Schlußpunkt der militärischen und kulturellen Integration (Romanisierung) bildete die Bürgerrechtsverleihung im frühen 1. Jh. v. Chr. Doch auch die etruskische Zivilisation strahlte in vielen Bereichen auf die Römer aus. Das Rom der Königszeit im 7./6. Jh. v. Chr. war eine Metropole unter etruskischer Herrschaft, in Republik und Kaiserreich gehörten die Adelsgeschlechter Etruriens zur sozialen Elite des Staates. Etruskische Wassertunnel gelten als Vorläufer römischer Leitungs- und Kanalisationssysteme. Aus dem etruskischen Hofhaus entwickelte sich die römische Domus mit Atrium. Bezüglich der Religion übernahmen die Römer wichtige Kultrituale von ihren Nachbarn, z. B. die Blitzdeutung oder Eingeweideschau als Form des Dialogs mit dem Göttlichen. Nicht zuletzt hat auch die "Nationaltracht" des römischen Bürgers, die Toga, ihre Vorform in einem etruskischen Mäntelchen, der Tebenna. Somit verdanken die Etrusker dem Zusammentreffen mit Rom beides: ihren Untergang sowie die Vermittlung bzw. das Fortwirken ihrer kulturellen Leistungen und Traditionen bis in die Gegenwart.

Lusoria Rhenana - ein Römerschiff im Experiment

Das Referat von Ralph Lehr - Personalchef des Landkreises Germersheim - am 16.02.2016 über den Nachbau eines spätrömischen kleinen Militärflussschiffs ( einer sog. Navis Lusoria ) vom 16.02.2016 bildete einen der Höhepunkte der vom Freundeskreis Römermuseum Stettfeld im zu Ende gehenden Winterhalbjahr veranstalteten Abendvorträge. Lange Zeit bildeten schriftliche Quellen sowie Abbildungen auf Münzen oder auch der Trajanssäule die einzige Möglichkeit, einen Eindruck vom Einsatz solcher auf dem Rhein und der Donau verwendeten Patrouillenschiffe zu erhalten. Seit 1982 die Mainzer Römerschiffe gefunden wurden, haben wir eine konkrete Vorstellung vom Aussehen und der Bauart dieser spätantiken Superwaffe. Auf belastbare Daten und Fakten zur Leistungsfähigkeit der “Navis Lusoriae” sowie auf Erfahrungen zu ihrer Handhabung können wir aber erst zurückgreifen, nachdem in Germersheim eines dieser Schiffe entsprechend der Originalmaße rekonstruiert und intensiv getestet wurde. Der höchst lebendige Vortrag illustrierte die einzelnen Bauphasen nebst den damit einher gehenden großen und kleinen Herausforderungen und gab auch einen Überblick über die Ergebnisse der wissenschaftlichen Test- und Auswertungsfahrten. Er ging auch auf die Erfahrungen nach nunmehr vierjährigem “Echtbetrieb” des Schiffes ein. Gut 70 Zuhörer folgten gebannt den fundierten Ausführungen und bedankten sich beim Referenten mit begeistertem Applaus.

Gladiatorenspiele - Politik und Geschäft

Wenn es um römische Gladiatoren geht, denkt man in erster Linie an deren Ausrüstung und die mit den Kämpfen verbundenen Blutbäder. Gladiatorenspiele waren jedoch auch ein blühender Geschäftszweig und spielten in der Politik der römischen Kaiser eine wichtige Rolle, so dass ihre ursprüngliche Bedeutung – Bestandteil des Bestattungsrituals – bald verschwand. Über all diese Facetten jenseits des eigentlichen Kampfgeschehens referierte am 8. März 2016 beim Freundeskreis Römermuseum Stettfeld ausführlich Prof. Markus Scholz, der seit kurzem am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Universität Frankfurt zur Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen lehrt und forscht. Siegreiche Gladiatoren konnten ähnlich heutigen Profisportlern Ruhm und Ehre erlangen. Doch wer verdiente am Tod der anderen? Der Vortrag thematisierte die Lebensumstände, den Trainingsalltag und die soziale Stellung der Berufskämpfer in den Arenen des Reiches. Darüber hinaus beleuchtete er exemplarisch „Karrieren“ von Gladiatoren und die Bedeutung der Spiele in der Politik der Kaiser. Etwa 65 Besucher verfolgten gebannt den Lichtbildervortrag des Referenten, der den Stettfelder Römerfreunden bereits durch mehrere hervorragende Referate zur römischen Antike bestens bekannt ist und seine begeisterten Zuhörer sicherlich nicht zum letzten Mal an seinem profunden Wissensschatz teilhaben ließ.

Wie Berg und Tal geworden sind - Natur- und kulturgeschichtliche Eindrücke von der Mittleren Enz

Es gibt Landschaften, deren Schönheit kaum zu übertreffen ist. Hier ist eine mit steilen Weinbergen und ihren Mauern, mit eigenständiger Tier- und Pflanzenwelt, umgeben von kleinen Dörfern, deren Ortskerne mit Kirche, Rathaus, Gasthof und reich geschmückten Bauernhäusern noch so erhalten sind, wie man das sich überall wünscht. All` dies trifft auf das vielen nicht bekannte Tal der mittleren Enz zu, das der geschätzte Referent Jürgen Alberti mit hervorragenden Lichtbildern und fundiertem Text in seinem Vortrag am 27. Oktober 2016 in Stettfeld im Römerkeller vorstellte. Gut 60 begeisterte Zuhörer zogen am Ende des Referats hieraus den Schluß, dem mittlere Enztal mit den sehenswerten Ortschaften Mühlhausen und Roßwag sowie dem benachbarten Lienzingen baldmöglichst einen Besuch abzustatten.

Mordgifte - Giftmorde III: Arsenik, Massengifte antik und heute, Theriaks und Gegengifte

Am 15.11.2016 beendete Prof. Dr. Werner Weisweiler aus Remchingen beim Freundeskreis Römermuseum Stettfeld seine spannende Vortragsreihe „Mordgifte - Giftmorde“ mit einem Referat über Arsenik, Massengifte, Theriaks und Gegengifte. Ausgehend von der Bestimmung des Begriffs „Gift“ spannte der Referent in anschaulicher Weise den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart, indem er auch über berühmte Giftmischer und -mörder sowie über deren Bestrafung berichtete.

Der zweite Teil des Vortrags war dann den dem Arsenik und den vor allem im Lauf des 20. Jahrhunderts entwickelten Massenvernichtungsgiften wie Sarin, Tabun und Soman sowie deren Wirkungsweise gewidmet. Einige dieser Nervengifte kamen zum Glück wegen ihrer entsetzlichen Wirkung nie zur Anwendung. Es folgten Ausführungen zu den sog. Theriaks, Mixturen aus pflanzlichen und tierischen Bestandteilen, denen auch Opium beigemischt wurde. Diese galten seit der Antike als Allheilmittel, sind aber letzten Endes nur als Placebos anzusehen. Mit Hinweisen zu Gegengiften beschloß Prof. Weisweiler seine spannende Vortragsreihe. Gut 35 Zuhörer , die trotz schlechten Wetters und einer Fußballübertragung im Fernsehen den Weg nicht gescheut hatten, bedankten sich mit regem Beifall.