Stettfelder Abendvorträge 2007

Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge sowie Berichte über weitere Veranstaltungen des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld aus 2007.

Wohnen und Wirtschaften im kaiserzeitlichen Pompeji

Dr. Jens-Arne Dickmann vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Heidelberg berichtete am 25.01.2007 über dieses Thema.

Die durch tragische Ereignisse – Vesuvausbruch 79 n. Chr. und totale Verschüttung – binnen Stunden ausgelöschte Stadt Pompeji ist nach wie vor eine der wichtigsten Quellen für Archäologen und Geschichtswissenschaftler, um auch heute noch neue Erkenntnisse über die römische Antike zu gewinnen. Leider ist der dafür und für die Erhaltung der antiken Zeitzeugen benötigte finanzielle Aufwand so unermesslich hoch, dass man sich nur noch punktuell Untersuchungen widmen kann. Auch werden komplette Neugrabungen - bisher sind noch rund 44 ha der ehemaligen Stadtfläche 65 ha verschüttet – heute nicht genehmigt. Die meisten ausgegrabenen Ruinen sind dem schleichenden Verfall preisgegeben.

Dr. Dickmann hat persönlich an Ausgrabungen und Untersuchungen in Pompeji mitgewirkt, die sich zum Ziel setzten, eine fundierte Vorstellung von Leben und Arbeit in Pompeji zu bekommen.

Bisher hat sich die Wissenschaft vornehmlich mit großartigen Häusern und hervorragenden Wandmalereien auseinandergesetzt. Es waren zwar wenige, aber bestens erhaltene Beispiele, die durch aufwändige Bildbände und Videofilme dokumentiert wurden.

Inzwischen zeigt sich ein Wandel in der Forschung hin zu kleinteiligeren Untersuchungen: Verkehr, Handel und Wirtschaft, Nachbarschaften und alltägliche Rituale im privaten und öffentlichen Leben. Doch werden das Wohnen und Arbeiten/Wirtschaften aber in der Regel als zwei getrennte Bereiche untersucht, die miteinander wenig oder gar nichts zu tun haben. Die überlieferte römische Literatur unterstützt im allgemeinen diese These.

Erst die jüngsten Forschungen, an denen Dr. Dickmann beteiligt ist, zeigen, dass es sehr wohl eine enge Verbindung zwischen Wohnen und Arbeit gegeben hat.

Anhand der archäologischen Untersuchung der Wohnstandards und der damit eng verknüpften Gewerbespuren in einem charakteristischen Gebäudekomplex konnten schließlich Schlussfolgerungen über das tatsächliche Leben in der antiken Gesellschaft gezogen werden.

Dieser Gebäudekomplex weist neben dem typischen großzügigen Atrium-Haus auch Läden, Werkstätten und weitere, kleinere Wohnungen auf, die allesamt an die umgebenden Straßen grenzen. Die Läden und Werkstätten waren durch Treppen und Türen mit den kleineren Wohneinheiten meist im Obergeschoss verbunden.

Damit liegt der Schluss nahe, dass die Betreiber der Läden und Werkstätten direkt benachbart zu den wohlhabenden Bewohnern des Atrium-Hauses sozusagen unter einem Dach gelebt haben. Entweder waren Sklaven oder Freigelassene des Immobilienbesitzers hier einquartiert und gingen ihrer Profession nach oder Angehörige der unteren oder Mittelschicht hatten die Wohn-/Geschäftseinheiten gemietet. Letzteres wird durch ein Graffiti bestätigt, das als eine Art Anzeige ankündigt, dass demnächst Läden und Werkstätten mit den angeschlossenen Wohnungen zu vermieten sind.

Diese Mietobjekte waren für die damaligen Verhältnisse durchaus ansehnlich und enthielten sogar eigene Toiletten. Je nach Kombination wurde zwei- und sogar dreigeschossig gebaut. Allerdings waren das untersuchte und einige andere Objekte offensichtlich nach dem großen Erdbeben von 62 n. Chr. erst neu entstanden. Wie die Verhältnisse vorher waren – die Stadt Pompeji war zum Zeitpunkt ihres Untergangs bereits um 300 Jahre alt - kann bisher nicht geklärt werden.

Schlussfolgerung: Die Wohlhabenden, ihre Abhängigen und Angehörige unterer und mittlerer Bevölkerungsschichten lebten und arbeiteten unter einem gemeinsamen Dach. Die einen schufen die Randbedingungen und vermieteten die erforderlichen Quartiere, die anderen nutzten die Objekte, produzierten und vermarkteten Waren. Die bisher angenommene soziale Trennung in vornehme und Armenviertel gab es zumindest zu der untersuchten Zeit nicht.

Der virtuelle Palast - Wie die Römer in den Computer kommen.

Prof. Dr. Peter Henning von der Hochschule Karlsruhe berichtete am 22.02.2007 aktuell über etwas ganz Besonderes: nicht über neue archäologische Funde oder geschichtliche Spuren sondern über Computertechnologie im Dienste der Archäologie, moderne Archivierung, Auswertung von Datenfluten und Wissensmanagement.

Aber auch die Grenzen der Archivierung durch die begrenzte Lebensdauer von CDs und anderen Speichermedien und deren Lesegeräten wurde aufgezeigt. Alles das wurde wirkungsvoll in Bezug gesetzt zum römischen Stettfeld und seinem Palast „In den Hecken“.

Professor Henning ist studierter Physiker und Wirtschaftswissenschaftler und nunmehr Leiter des media::lab an der Hochschule für Wirtschaft und Technik Karlsruhe. Er beschäftigt sich hier interdisziplinär unter anderem mit dem Einsatz moderner Medien für die Sammlung, Aufbereitung und Visualisierung umfangreichen Datenmaterials aus den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen.

Als Beispiel wurde die Geomatik genannt, die sich u. a. mit der computergesteuerten Herstellung von Kopien antiker Ausgrabungsfunde beschäftigt. Mit Hilfe von Laserscannern berührungslos gewonnene Daten eines Fundes werden mit einem Computerprogramm so nachbearbeitet, dass z. B. ein CNC-Programm entsteht, mit dem man aus einem Kunststoffblock die Kopie des Fundes in beliebigem Maßstab „naturgetreu“ herausfräsen kann.

CAD-Programme ähnlich denen, die heute in den Konstruktionsabteilungen des Maschinenbaus verwendet werden, kommen zur Anwendung, wenn virtuelle Darstellungen nicht mehr existenter Objekte im Rechner entwickelt werden.

Die virtuelle Rekonstruktion von realen Gebäuden und deren Einbindung in virtuelle Filme ist ein weiteres Beispiel aus seinem reichhaltigen Tätigkeitsfeld.

Durch die glückliche Verkettung einiger Zufälle ist er auf Stettfeld, sein Museum und den im Boden schlummernden Palast gestoßen.

Mit Hilfe von Studien- und Diplomarbeiten an seinem Institut sollen alle vorhandenen Daten über Stettfelds römische Vergangenheit gesammelt, zweckdienlich bearbeitet und Zug um Zug visualisiert werden.

An erster Stelle steht die Auswertung der geophysikalischen Arbeiten von Dr. von der Osten aus 2003 und 2006 und der Ausgrabung von Herrn Bauer aus den Jahren 1958/59 mit dem Ziel, einen virtuellen Film über den Palast „In den Hecken“ zu erstellen.

Der zweite Schritt soll sich auf das gesamte Stettfeld erstrecken und einen Bezug zwischen der modernen Überbauung und dem antiken Stettfeld herstellen. Der zukünftige Besucher des Römermuseums soll z. B. am Bildschirm ein Ausstellungsobjekt des Museums markieren, sich seine Fundstelle 2- oder 3-dimenensional im heutigen Stettfeld anzeigen lassen und seine virtuelle Umgebung und Funktion im antiken Stettfeld visualisiert bekommen. Natürlich soll er auch die Gelegenheit haben, das antike Stettfeld virtuell zu durchwandern.

Dazu benötigt Prof. Henning die Hilfe von behördlichen Institutionen genau so wie die der ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Freundeskreises Römermuseum. Auch Dr. Knötzele, der ja über die Ausgrabungen in Stettfeld promoviert hat, soll einbezogen werden.

Obwohl schon eine Reihe wesentlicher Voraussetzungen geschaffen wurde, sind die noch geplanten Arbeiten sehr zeit- und kostenaufwendig und stoßen an die finanziellen Grenzen des Instituts. Deshalb werden Sponsoren zur Unterstützung des ehrgeizigen Vorhabens gesucht.

Eröffnung der Sonderausstellung „Der Hund ist des Thrones wert. Hunde in der Antike“

„Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einen Hund vor.“ Dieser Aufforderung folgten rund 60 geladene Gäste im Stettfelder Römerkeller. Dr. Peter Knötzele nutzte die Fantasie seiner Zuhörer, um die Rolle des Hundes bis zurück zur vorrömischen Zeit zu skizzieren. Immer, so Dr. Knötzele, seien Hinweise auf die Wertschätzung des Hundes gefunden worden. Deshalb trägt die Sonderausstellung, die von ihm zusammengestellt im Stettfelder Römermuseum zu sehen ist, den Titel „Der Hund ist des Thrones wert“ – ein Zitat aus dem 2. Jh. n. Chr. Emotionale Gründe seien es im Wesentlichen, die dazu führten, den Wolf zu domestizieren und die ältesten Nachweise vom Hund als „Haustier“ ließen sich auf den Zeitraum 13.000 bis 9.000 v. Chr. datieren, erläuterte Dr. Knötzele.

Auf die besondere Beziehung zum Hund als ältestem Begleiter des Menschen war auch Bürgermeister Helmut Kritzer in seinem Geleitwort zur Eröffnungsfeier eingegangen. Er würdigte darüber hinaus das große Engagement des Freundeskreises Römermuseum bei den Vorbereitungen der Ausstellung.

Wie ein Leben mit Hund im römischen Stettfeld hätte sein können, veranschaulichten Wolfgang Fischer und Michael Schimmelpfennig vom Freundeskreis. In bekannt gekonnten „Fischer-Versen“ ließen sie die begeisterten Gäste am Gespräch zweier „echter“ Bürger des römischen Stettfeld teilhaben. In Begleitung von Hündin Sheila berichteten sie von kleinen und großen Ereignissen und puzzelten aus den fundierten historischen Hinweisen einen humorvollen Einblick in reales antikes Leben.

Das römische Stettfeld - nicht nur ein Straßenknotenpunkt - neue Ausgrabungen im Großbetrieb des LPL

Vortrag am 22.03.2007 von Frau Dr. Britta Rabold vom Regierungspräsidium Karlsruhe über aktuelle Ausgrabungsergebnisse in Stettfeld.

Dass das römische Stettfeld mit seiner Lage an der Kreuzung der römischen Fernverbindungen Basel – Mainz und Augsburg – Speyer eine gewisse Bedeutung hatte, ist hinreichend bekannt. Dass diese Bedeutung eventuell größer war, als bislang gedacht, wird immer wahrscheinlicher.

Die Leiterin der römischen Abteilung des Bereichs archäologische Denkmalpflege im Regierungspräsidium Karlsruhe ist mit der römischen Vergangenheit Stettfelds bestens vertraut und führt auch die aktuellen Grabungen in den Gewannen „Wachsäcker“ und „Großer Sand“ zwischen Stetfeld und Weiher.

Dort, so erläuterte Dr. Rabold den mehr als 60 interessierten Zuhörern im Stettfelder Römerkeller, waren bereits 1982 und 1992 Teile eines Töpferei- und Ziegeleibetriebes untersucht worden. Durch die im vergangenen Jahr begonnenen Notgrabungen auf der Sanddüne und die dort konzentrierten, massiven römischen Befunde ließe sich das tatsächliche Ausmaß dieses Betriebes nun auf mindestens 5 ha Größe schätzen.

Anhand der Ergebnisse erhielt das Auditorium von der Archäologin einen profunden Einblick in den Vorgang der antiken Ziegelherstellung.

Im April wird die Arbeit an den Ausgrabungen wieder aufgenommen, und es könnten noch einige interessante Entdeckungen gemacht werden. So werde beispielsweise verstärkt auf Terra Sigillata-Spuren geachtet. Fragmente dieses römischen Luxusgeschirrs waren in Stettfeld gefunden worden und möglicherweise ließen sich Hinweise auf eine Fertigung am Ort ableiten.

Und natürlich erhofft man sich, hinter das Geheimnis von „LPL“ zu kommen. Dieses Kürzel taucht als Stempel auf vielen Ziegelscherben auf und man weiß, so Dr. Rabold, „dass LPL nicht nur geziegelt, sondern auch getöpfert hat.“ Nur warum er seinen Namen nicht ausgeschrieben hat, wie andere Töpfer, ist bisher nicht erklärbar. Unterschiedliche Stempelarten deuten darauf hin, dass in diesem Betrieb verschiedene Produktserien hergestellt und nicht nur regional ausgeliefert wurden.

Auch eine Verbindung zwischen der LPL-Ziegelei und dem Palast „In den Hecken“ mag Dr. Rabold nicht ganz ausschließen. Größe und Bauweise dieses durch geophysikalische Messungen „ersichtlichen“ Gebäudes seien eher für Gallien oder Luxemburg bekannt, aber weniger für Gebiete rechts des Rheines.

Die beiden archäologischen Zeugnisse der römischen Vergangenheit deuten darauf hin, dass Stettfeld „nicht nur ein Straßenknotenpunkt war. Hier muss etwas ganz Besonderes gewesen sein.“

Spitz pass auf - Der Spitzerhund von der Antike bis heute

Anja Hoppe von der Uni Tübingen, unterstützt von der Züchterin Anita Kirsch, berichtete aus Anlass der Sonderausstellung „Der Hund ist des Thrones wert. Hunde in der Antike“ am 17.04.2007 über 5000 Jahre Spitzerhund.

Die Aufmerksamkeit der Zuhörer wurde dabei immer wieder von der Leinwand zum Boden gelenkt, denn dort tummelte sich das Thema in höchst lebendiger Weise: Nella, Kalle, Faria, Bela und Loki sind Klein- bzw. Mittelspitze. Sie waren mit Frauchen Anita Kirsch von der schwäbischen Alb angereist, um den Inhalt des Vortrages zu visualisieren und „begreifbar“ zu machen. Alle fünf eroberten die Herzen der Gäste im Sturm.

Auf den Spitz gekommen ist Frau Hoppe durch ein Museumsprojekt, bei dem zur Darstellung des württembergischen Königs Wilhelm II. dessen beide überlieferten weißen Spitze „Ali“ und „Rubi“ gedoubelt werden sollten. Aufgrund der Schwierigkeiten, Vertreter dieser Hunderasse zu finden, habe sie sich intensiver mit der Thematik befasst.

In ihrem Vortrag erläuterte sie, dass Spitze wohl bereits als Wachhunde in den Pfahlbauten am Zürichsee mit dem Menschen zusammengelebt haben müssen. In der Archäologie sind sie als im Moor konservierte sogenannte Torfspitze bekannt.

Gemeinsam mit ihren Zuhörern verfolgte Anja Hoppe die Spuren dieser Hunderasse durch viele Länder und Jahrhunderte und zeigte anhand von Skulpturen und Malereien die Beliebtheit des Spitzes auf.

Signifikant war sein Einsatz als Wachhund für Haus und Hof oder als Bewacher für Kinder. Sehr deutlich zu erkennen sei, so die Referentin, dass sich die Gestalt dieser Hunde bis heute nicht verändert habe.

„Der Spitz gehört nach dem Rassehundeverzeichnis zu den Urhunden,“ bestätigte auch die Züchterin Anita Kirsch „und damit zu den ältesten Hunderassen überhaupt.“ Um so bedauerlicher sei, dass er trotz der Popularität bei Wilhelm II., Queen Victoria, Wilhelm Buschs Witwe Bolte oder dem schwäbischen Comedy-Duo „Häberle und Pfleiderer“ tatsächlich vom Aussterben bedroht sei.

Und das, obwohl gerade die Ureigenschaften wie Wachsamkeit, Intelligenz, ruhige, kinderliebe Wesensart und sein unwiderstehlicher Charme nach wie vor die Hauptmerkmale des Spitzes ausmachten.

Der höchst agile und zutrauliche Beweis wuselte am 17.04. durch den Römerkeller und ließ sich gern von den 30 begeisterten Besuchern verwöhnen.

Der Hund ist des Thrones wert Hunde in der Antike

Die Sonderausstellung, vom Freundeskreis Römermuseum Stettfeld e.V. unter fachlicher Anleitung von Dr. Peter Knötzele ausgerichtet, zeigte mit vielfältigen Beispielen anhand von ausführlich erläuterten Fotos, Plastiken, Terra Sigillata-Scherben und Original-Abdrücken antiker Hundepfoten, wie schon in der Antike das menschliche Leben ohne Hund kaum denkbar war.

Der Hund ist unbestritten der treueste Freund des Menschen und das seit Jahrtausenden. Bereits vor etwa 16000 Jahren war die Zähmung des Wolfs vermutlich der Ausgangspunkt dieser treuen Freundschaft. Anders als andere Haustiere ging der Hund eine besonders innige Verbindung zum Menschen ein und gehört bis heute in allen Kulturkreisen zum unverzichtbaren Bestandteil menschlichen Lebens.

Die Spezialisierung auf bestimmte Aufgaben führte schon früh zu verschiedenen Rassen. So entwickelten sich durch Zuchtauswahl im Verlauf der Jahrtausende Wach-, Hüte-, Jagd- und schließlich sogar Schoßhunde. Griechen und Römer schätzten die Hunde ähnlich wie wir heute wegen ihrer Treue und ihren Talenten, die Menschen bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten zu unterstützen. Auch in der antiken Medizin spielten sie eine bedeutsame Rolle.

Wie heute, sah man auch damals ihre negativen Eigenschaften, wie z. B. die Gefahr durch herrenlose, streunende Hunde, unreine Parias, die sich in den Siedlungen stark vermehrten, sich von Abfällen und Unrat ernährten und die öffentlichen Bereiche verschmutzten. Der Höllenhund Kerberos aus der antiken Mythologie zeigt, dass Hunde auch Furcht einflößend sein können.

Auf Abbildungen in Wandmalereien, Mosaiken und in Statuen sowie durch schriftliche Zeugnisse von vor 2000 Jahren wird die dominante Rolle des Hundes in vielen Bereichen des menschlichen Lebens der Antike bestätigt.

Erheblich mehr Besucher als sonst ließen sich während der normalen Museums-Öffnungszeiten und anlässlich von Sonderführungen über die Rolle des Hundes in der Antike informieren. Aber auch die Dauerausstellung fand bei allen Besuchern, die eigentlich der Hunde wegen kamen, besondere Aufmerksamkeit.

Die einhellige Meinung war, dass diese gelungene Ausstellung das Stettfelder Museum und die Arbeit des Freundeskreises in der Öffentlichkeit stark aufgewertet hat. Vielfach wurde der Wunsch nach weiteren thematisch passenden Ausstellungen für die Zukunft geäußert.

Ferienprogramm 2007 der Gemeinde Ubstadt-Weiher

Auch im Sommer 2007 waren wieder 20 Kinder zu Gast im Römermuseum. Zunächst erfuhren die jungen Besucher viel über eine uralte Hunderasse, die Spitze. Sie waren die Lieblingshunde römischer Kinder und ihre guten Eigenschaften wie Klugheit und Kinderfreundlichkeit haben sich bis heute erhalten.

Eine Züchterin, Frau Kirsch, hatte sechs ihrer Hunde mitgebracht. Sie erklärte den Kindern 12 wichtige Regeln, die man im Umgang mit Hunden beachten muss. Dann durften die Hunde gestreichelt werden. Das gefiel Hunden wie Kindern! Zur Begeisterung aller Anwesenden führten die Spitze einige Kunststücke vor.

Wie in jedem Jahr standen im zweiten Teil des Nachmittags die überlieferten römischen Kinderspiele auf dem Programm. Nüssespiele wie auch der Kreiselwettbewerb fanden großen Anklang, zumal beide Spielarten zur Freude der Kinder mit einer Preisvergabe endeten.

Auch während dieser Wettspiele waren die Spitze anwesend. Zwei der Hunde sammelten sogar die beim Delta-Spiel auf Zahlen zu rollenden Nüsse ein und legten sie Frauchen zu Füßen. Gestreichelt wurden die Vierbeiner dauernd, besonders der Welpe „Honigbärchen“.

Das Römermuseum erwies sich für Kinder und Hunde als geeignetes Domizil, da die außerhalb herrschende Hitze die Veranstaltung nicht beeinträchtigen konnte. Einmal mehr verließen die Teilnehmer am Ferienprogramm gut gelaunt und zufrieden unser Museum.

Jahresausflug am 23.09.2007 nach Trier zur Ausstellung „Konstantin der Große“

Der Busausflug führte uns in diesem Jahr nach Trier zur Jahrhundertausstellung „Konstantin der Große“.

Die „Landesausstellung zur Kulturhauptstadt 2007 Luxemburg und Großregion“ ist ein wirkliches Jahrhundertereignis und ist in Trier als einer der Residenzen des spätantiken Kaisers hervorragend präsentiert.

Die Gesamtausstellung ist in drei Themenkreise unterteilt. Der erste, „Herrscher des römischen Imperiums“, ist im Rheinischen Landesmuseum dargestellt. Der zweite, genannt „Der Kaiser und die Christen“ wird im Dom- und Diözesanmuseum präsentiert. Der dritte schließlich, „Tradition und Mythos“, wird im Stadtmuseum Simeonsstift thematisiert.

In der ersten Station, dem Rheinischen Landesmuseum, wurden die Startbedingungen und der Verlauf der Herrschaft des Machtmenschen Konstantin mit einer Fülle hervorragender Exponate komprimiert vorgestellt. Durch archäologische Funde und Berichte zeitgenössischer Autoren wurde deutlich gemacht, wie Konstantin 306 zunächst als Caesar, einer Art Juniorkaiser, in der von Diokletian und Maximian 291 begründeten römischen Tetrarchie begann und sich konsequent zum Augustus (Hauptkaiser) der westlichen Reichshälfte empor arbeitete. Nach Beseitigung seiner Konkurrenten und militärischen Siegen (z. B. über Maxentius an der Milvischen Brücke in Rom) wurde Konstantin schließlich zum Herrscher über das gesamte Römische Reich, unterstützt durch eigene Familienangehörige als Caesaren. Konstantin nahm bei seinem Drang zur Macht keine Rücksicht und verschonte auch seine eigene Familie nicht, wenn sie seinen Plänen im Wege stand. Neben der Stadt Rom und Trier hat Konstantin eine weitere Machtzentrale mit dem Ausbau von Byzanz zu Konstantinopel geschaffen.

Nachdem er sich mehr als 30 Jahre an der Macht gehalten hatte, starb er 337 in Kleinasien.

Sein Verhältnis zum Christentum wurde im Verlaufe seiner Regierungszeit vermutlich aus politischem Kalkül positiver und war Anlass zu reger Legendenbildung. So werden Konstantin und seine Mutter Helena in der späteren Ostkirche bzw. in der römischen Kirche sogar als Heilige verehrt.

Die beiden Themenkreise „Der Kaiser und die Christen“ und „Tradition und Mythos“ widmen sich einerseits seinem Einfluss auf die Ausbreitung der christlichen Lehre und andererseits der Wirkung seiner Person als charismatischer Führer und Vorbild bis in die heutige Zeit.

Die riesige Menge hervorragender Exponate wurde von bedeutenden Museen, Schatzkammern von Kirchen und Klöstern, Bibliotheken und Privatsammlungen aus der ganzen Welt entliehen und lässt sich in dieser Form sicher nie mehr zusammentragen.

Philipp Christoph von Sötern - Fürstbischof von Speyer und Kurfürst von Trier

Philipp Christoph von Sötern zog 1610 als Fürstbischof von Speyer in Udenheim, dem bischöflichen Sitz seit 1371, ein. Als Vertreter der Gegenreformation „lag ihm die Ausbreitung des katholischen Glaubens besonders am Herzen.“ Zum Schutz seiner Residenz begann er 1615, Udenheim zur Festung auszubauen. Er wollte den Katholizismus durch die Einrichtung eines Priesterseminars und die Erhebung der Udenheimer Kirche zur Stiftskirche stärken und sein Land durch Bewaffnung und Miliz gegen protestantische Einflüsse verteidigen. So weit die Geschichtsschreibung.

Doch Ekkehard Zimmermann ging in seinen Ausführungen näher ein auf die Frage, wer Philipp von Sötern wirklich war. Aufgrund seiner Forschungen rund um die Historie seiner Heimatstadt meinte er, von Sötern sei ein maßloser Egoist gewesen, dem alle Mittel recht waren, um seine Machtziele zu erreichen.

Lebendig und kurzweilig skizzierte Zimmermann, wie der 1623 auch zum Kurfürsten von Trier gewählte Fürstbischof von Speyer mit seiner rigiden Steuerpolitik die notwendigen finanziellen Mittel für seine Baupläne beschaffte. 1623 war die Festung in Udenheim fertiggestellt und er nannte seine Stadt fortan Philippsburg.

Sein Machtstreben war so groß, dass er auch Bruchsal stürmen ließ, der Stadt alle Privilegien nahm und sie Philippsburg verlieh.

Erst der Dreißigjährige Krieg stoppte den Aufstieg des Kurfürsten. Umgeben von lauter protestantischen Herrschaftsgebieten, stellte Philipp von Sötern sich und seine Bistümer unter den Schutz Frankreichs und räumte den Franzosen sogar das Besatzungsrecht der Festung Philippsburg ein. Und genau auf diesen Vertrag berief sich Frankreich bei den Besetzungen von Philippsburg im Verlaufe der folgenden 200 Jahre.

Von Sötern wurde 1635 vom Kaiser als Landesverräter für „reichsvogelfrei“ erklärt, verhaftet und für 10 Jahre in Österreich inhaftiert. Philippsburg wurde kurze Zeit schwedisch, dann französisch, dann vom Stadtkommandanten Kaspar Bamberger durch eine List wieder in deutsche Hand gebracht.

1644 wollte der französische König Revanche und nahm die Festung Philippsburg wieder ein, die auch für die nächsten 32 Jahre französisch blieb. Philipp von Sötern kam 1648 aus dem Gefängnis frei und starb 1652 als verbitterter Mann.

1676 gelang dem Deutschen Kaiser nach 8 Wochen Belagerung die Rückeroberung Philippsburgs. 1688 standen die Franzosen jedoch wieder vor den Stadttoren und beriefen sich auf den Vertrag mit von Sötern. Erst 1697 wurde ein Friedensvertrag geschlossen und ein geplündertes Philippsburg ging zurück an Deutschland.

Die letzten 2000 Jahre im südlichen Rhein-Neckar-Kreis

Der Referent Dr. Ludwig Hildebrandt aus Wiesloch hat sein Referat mit der römischen Zeit begonnen – auch Wiesloch verdankt seine Entstehung als Siedlung unter anderem der Kreuzung zweier römischer Fernstraßen. Das ist zum einen die Nord-Süd-Verbindung von Basel bis Köln und eine Ost-West-Trasse von Speyer Richtung Bad Wimpfen. Beide Straßen wurden auf Wieslocher Gebiet nachgewiesen. Doch bevor es zu diesen Straßen und der römischen Siedlung kam, lebten in diesem Gebiet Kelten und Helvetier, die dann zum größten Teil später durch Sueben abgelöst wurden.

Dank seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Denkmalpfleger und Hobbyarchäologe konnte der promovierte Geologe als Beweis für seine Darstellung der Geschichte immer wieder mit seinen Dias auf zum Teil spektakuläre Ausgrabungen verweisen.

So wurden zum Beweis der militärischen Bautätigkeit (Kastelle) die Spuren großer Kalkbrennöfen entdeckt. Der Schauplatz der von römischen Geschichtsschreibern dokumentierten Schlacht am Mons Piri um 369 n. Chr. wird von Dr. Hildebrandt aufgrund von Massengrab-Funden aus dieser Zeit bei Wiesloch vermutet und nicht bei Heidelberg.

Über die Merowingerzeit mit beachtlichen Funden z. B. in Leimen und einer Großtöpferei in Wiesloch, die die sogenannte Wieslocher Ware herstellte, ging es in Riesenschritten ins 9. Jhdt. zum Beginn des Silberbergbaus in Wiesloch und Nussloch. Das Gebiet war im frühen Mittelalter sozusagen das Technologiezentrum des Erzbergbaus und beeinflusste alle ähnlichen Aktivitäten vom Schwarzwald bis zum Harz.

Die Ausbeutung der Silber- und Bleiminen brachte den Herrschenden enorme Erträge, die z. B. auch in den Bau gewaltiger Kirchen (Speyer, Worms und sogar Wiesloch selbst) flossen. Der Referent schätzt den Ertrag auf ca. 10 Milliarden €, von denen der König etwa 50% erhielt. Der Erzbergbau und die spätere Verhüttung brachte Wiesloch nicht nur Glück: bis heute leidet die Umwelt unter der mit giftigen Schwermetallen verseuchten Schlacke und dem Abraum, die oberflächig abgelagert wurden.

Weiter ging’s im Sauseschritt durch die Vergangenheit. Das Mittelalter wird nun besser dokumentiert: durch erhaltene Urkunden und durch Ausgrabungen. Die Zeit der Grafschaften im 12.Jhdt. mit ihren Lehnsherren führt auch zu veränderten landschaftlichen Strukturen. Dörfer (wie z. B. Walldorf) mit Leibeigenen der Lehnsherren unterscheiden sich nachhaltig von befestigten Städten (wie Wiesloch oder Bruchsal), die mehr Freiheiten genossen und z. B. ein Siegel zum Zeichen ihrer Befugnisse erhielten.

In Kirchenbüchern und Schenkungsurkunden lässt sich dies ebenso verfolgen wie durch Funde bei archäologischen Ausgrabungen.

Markante Spuren haben die Bauernkriege im 16. Jhdt. und der Dreißigjährige Krieg im 17. Jhdt. hinterlassen. In beiden Fällen waren aber die Verluste an Bausubstanz nicht so hoch wie die von Menschenleben. Nach dem 30jährigen Krieg waren 40% der Wieslocher Familiennamen verschwunden.

Am schlimmsten traf es aber Wiesloch und Umgebung 1689, als General Mélac im Auftrag Ludwigs XIV von Frankreich die gesamte Kurpfalz und angrenzende Gebiete verwüstete. 90% der Bausubstanz ging dabei verloren und es bedurfte zweier Generationen, die Verluste zu tilgen.

Erst im 18. Jhdt ging es dann stetig wieder aufwärts.

Aspekte des Alters in der Antike und heute

Dr. Rosmarie Günther, die Referentin des Abends, zeigte anhand verschiedener Fotos, welchen Wandel das Thema „Alter“ in unterschiedlichen Herrschaftsformen unterlag. Dabei waren „alt sein und sich alt fühlen“ schon immer unterschiedliche Phänomene.

Schon in der Ilias, dem ältesten erhaltenen Werk der griechischen Literatur, empfiehlt Homer „die Erfahrung des alten Menschen nutzbar zu machen, selbst wenn seine Kraft zum Kämpfen nicht mehr reicht.“ Je nach der jeweils herrschenden Gesellschaftsform wurden alte Menschen positiv oder negativ klassifiziert.

So zielte in Sparta alles darauf ab, den Älteren Respekt zu zollen und ihnen die Macht zu überlassen. Vom griechischen Schriftsteller Xenophon ist überliefert: „Jeder gerade anwesende Erwachsene kann den Knaben vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.“ Aber auch erwachsene Männer hatten sich den älteren Herren zu unterwerfen. Gehorsam und Respekt vor dem Alter waren die Pfeiler dieser Gesellschaft. Die Alten galten als unangreifbar. Hinzu kam, dass keine Besitzübertragung vom Vater auf den Sohn üblich war, d.h. es bestand keine wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den Generationen. Durch dieses spartanische Modell wurden mögliche Konflikte zwischen Alten und Jungen generell unterdrückt.

Auch in der patriarchalischen Gesellschaft von Rom galt das Recht des Vaters über den Sohn sowie über dessen Nachfolger. Den Zusammenhang zwischen Alter und Macht beschreibt Cicero: „Achtungsgebietend ist Alter nur dann, wenn das Alter sich zu schützen weiß und Herr über die Seinen bleibt.“

Völlig anders stellt sich das Alter in Griechenland bei den Vätern der Demokratie dar. Die großen antiken Tragiker Sophokles, Aischylos und Euripides trauern der Jugend nach und beklagen das Alter.

Die griechische Komödie geht auf das Verhältnis zwischen Alt und Jung und in der bekannten Sokrates-Auseinandersetzung in den Wolken des Dichters Aristophanes ein, bei der ein Sohn seinem Vater wenig Respekt zukommen lässt, ihn gar verprügelt.

Auch auf Vasenbildern ist die negative Altersoptik ersichtlich, so erschlägt auf einer Darstellung Herakles einen alten Mann mit einer Keule. Finden Frauen in Sparta und Rom nur wenig Erwähnung, so werden sie in dieser Zeit um 480 v. Chr. im Alter wenig freundlich abgebildet und als Hexe beschrieben.

Nach diesen Ausführungen stellte Dr. Günther sich und dem Auditorium die Frage, ob die Demokratie an sich eine altersfeindliche Gesellschaft sei und kommt zu dem Schluss, dass sicherlich auch unsere heutige Gesellschaft stark jugendorientiert ist. Die „Grauen Panther“ von Trude Unruh machten dann vor mehr als 30 Jahren wieder auf die ältere Generation aufmerksam.

Gerade über diese Aspekte des Stellenwertes von Alt und Jung im Zeitverlauf wurde im Anschluss an den Vortrag rege diskutiert, wobei Frau Dr. Günther am Ende einen Appell an junge und alte Menschen richtete, sich vor allem gegenseitig zu respektieren, den Dialog miteinander aufzunehmen, um gegenseitiges Verständnis für einander zu erreichen. Möglichkeiten hierzu bietet beispielsweise der Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung unter dem Titel „Spurensuche“.